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Aktuelle Meldungen

Berufspolitik: Koalitionsvertrag sieht zur Präventionsförderung Unterstützung der Forschung im Bereich von Naturheilkunde und Integrativer Medizin vor

Der Koalitionsvertrag für die 21. Legislaturperiode steht. Er trägt den Titel „Verantwortung für Deutschland“ und wurde von den Regierungsparteien am 9. April 2025 vorgestellt und am 5. Mai 2025 unterzeichnet. Von den 144 Seiten befassen sich 9 mit Gesundheit und Pflege (Kapitel 4.2). 

Zur Präventionsförderung wollen SPD und Union die Forschung und Versorgung im Bereich von Naturheilkunde und Integrativer Medizin unterstützen (Zeile 3607).

Darüber hinaus sollen die Berufsgesetze für Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie reformiert und die Osteopathie berufsgesetzlich geregelt werden. Letzteres Vorhaben könnte sich aufgrund eines aktuellen Urteils des Verwaltungsgerichtes München nach Expertenmeinung als schwierig erweisen.

Die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken gilt als fachfremd und hat bislang mit Gesundheitspolitik wenig zu tun gehabt. Auf die Frage, ob dies von Nachteil sein könne, äußerte sie in einem Interview gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (rnD):

„Das kann sogar ein Vorteil sein. Ich schaue unvoreingenommen auf die Themen. Ich bin weder vorbelastet noch parteiisch, wenn ich jetzt in den offenen Dialog mit Ländern, Krankenkassen, Ärzteschaft, Pflege, Apothekern, Krankenhausvertretern und allen anderen Interessengruppen im System trete. Das kann helfen, neue Lösungen zu finden. Und auch wenn ich nicht im Gesundheitsausschuss war, habe ich mich als Wahlkreisabgeordnete und Rechtspolitikerin immer wieder mit Gesundheitspolitik befasst. Als Mutter von drei Söhnen und gesetzlich Versicherte kenne ich das Gesundheitswesen auch aus eigener Anschauung sehr genau.“

Unter Naturheilkunde wird im engeren Sinne in Deutschland die Behandlung mit natürlichen, also von der Natur vorgegebenen Mitteln, und Methoden verstanden, in denen auf die Elemente Ordnung (Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung, Bewegung und Ruhe, Schlafen und Wachen, Wärme und Kälte), Ernährung, Wasser, Licht und pflanzliche Mittel (Phytotherapeutika) gesetzt wird (s. auch Paracelsus Magazin 6/23).

Insbesondere die auch von Heilpraktikern angewendeten 5 klassischen Naturheilverfahren Hydro-Thermotherapie, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Massagen, Phytotherapie und Ordnungstherapie sind fachlicher Standard in der heilpraktischen Heilkunde als auch fester Bestandteil der konventionellen Medizin (sog. Schulmedizin).

Unter „Integrativer Medizin“ verstehen Patienten eine Verbindung von Naturheilkunde und Schulmedizin sowie ein Zusammenwirken von Arzt und Heilpraktiker.

Der Begriff der Intergrativen Medizin wird kontrovers diskutiert.

Ein Teil der Ärzteschaft beansprucht die integrative Medizin für sich und definiert sie wie folgt:

„Integrative Medizin und Gesundheit bekräftigt die Bedeutung der Beziehung zwischen Arzt und Patient, zielt auf die ganze Person ab, wird durch Evidenz informiert und bedient sich aller geeigneten therapeutischen, präventiven, gesundheitsfördernden oder Lifestyle-Ansätze, Fachkräfte und Disziplinen des Gesundheitswesens, um eine optimale Gesundheit und Heilung zu erreichen; Kunst und Wissenschaft des Heilens gleichermaßen hervorhebend. Sie basiert auf einer sozialen und demokratischen sowie natürlichen und gesunden Umwelt.”

Naturheilkunde, Komplementäre und Integrative Medizin in der medizinischen Ausbildung – Positionspapier aus dem GMA-Ausschuss Integrative Medizin und Perspektivenpluralismus

Die Betonung liegt bei dieser Definition auf der Arzt-Patient-Beziehung. Integriert werden sollen vor allem die naturheilkundlichen Verfahren und komplementären Ansätze, auch in ein Hochschulstudium, nicht aber der Heilpraktiker.

Eine Entwicklung, vor der die Association for Natural Medicin in Europe e. V. (ANME) warnt und eine Auseinandersetzung damit fordert: „Wer, wie, was wohin integriert“ wird und welche Vorteile und Nachteile sich ergeben könnten.

Association for Natural Medicine in Europe e. V. (ANME): Was bedeutet eigentlich Integrative Medizin?

CDU-Politiker Alexander Krauß forderte 2020, das Kooperationsverbot zwischen Heilpraktikern und Ärzten zu streichen: „Die Patienten sollten selber entscheiden können, ob sie nicht von Arzt und Heilpraktiker gemeinsam behandelt werden wollten“, meinte der Abgeordnete. Karl Lauterbach lehnte diesen Vorstoß ab.

Aktuell ist eine Zusammenarbeit von Ärzten und Heilpraktikern (gemeint ist das Konsiliar) aufgrund des ärztlichen Berufsrechts nur ausnahmsweise zulässig, unter Beibehaltung der klaren Trennung der einzelnen Verantwortungsbereiche.

Wir halten dieses Verbot für überholt.

Dr. phil. Jens Behnke kommt in einer Orientierungshilfe für Patienten, die Integrative Medizin wollen, zu dem Schluss:

„Insgesamt ergibt sich, dass Ärzt*innen zwar mehr von Schulmedizin verstehen, man das aber nicht unbedingt von Naturmedizin sagen kann. Die richtige Anwendung einer Therapiemethode sowie das Erkennen ihrer Risiken und Grenzen haben letztlich nichts mit der Berufsgruppe zu tun, der einzelne Therapeut*innen angehören. Um Integrative Medizin bemühte Vertreter beider Berufsgruppen arbeiten schon jetzt auf verschiedenen Ebenen zusammen, so dass es gar nicht um ein Entweder-Oder gehen muss. Letztlich soll jeder Mensch im Einzelfall eine medizinische Betreuung wählen können, durch die er sich optimal versorgt fühlt, sei es durch Schulmedizin, Naturmedizin oder eine Kombination aus beidem. Dazu gehört auch die freie Therapeut*innenwahl, unabhängig davon, welcher Berufsgruppe er/sie angehört.“

Wir wünschen uns von der neuen Gesundheitsministerin, die Perspektive der Patienten einzunehmen, und appellieren, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Heilpraktikern zu ermöglichen (s. Eckpunkte-Papier zum Beruf der Heilpraktiker; Berlin 21. Juni 2021; Mitautorin HP Sonja Kohn).

Integrative Medizin: Ja – aber, bitte interdisziplinär mit Heilpraktiker auf Augenhöhe.

Wir haben Nina Warken über die „Gesamtkonferenz Deutscher Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaften „zu ihrer Ernennung unseren Glückwunsch übermittelt und stehen für einen offenen Dialog zur Verfügung.

Im Rahmen der Gesamtkonferenz kooperieren derzeit 38 Berufsverbände und naturheilkundliche Fachgesellschaften.

 

Gesundheitsministerin Nina Warken kündigt Kurswechsel an

 

Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte: Homöopathie ist auch präventive Medizin

 

Deutsches Ärzteblatt: Gesundheit und Pflege – das steckt im Koalitionsvertrag

 

Eine Orientierungshilfe für Patienten, die Integrative Medizin wollen. Arzt oder Heilpraktiker? Oder Arzt und Heilpraktiker?

 

Ärztlicher Berufsverband Oberbayern (ÄBO): Informationen zum Thema „Arzt und Heilpraktiker“

 

Möglichkeiten und Grenzen einer Zusammenarbeit mit Heilpraktikern aus ärztlicher Sicht

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