Zum Hauptinhalt springen

Aktuelle Meldungen

Klassisch homöopathische Behandlung

Allgemeines

40-jährige Patientin; alleinstehend; keine Kinder. Büroangestellte; Vollzeit-Arbeitsplatz;Haarfarbe braun; blaue Augen; leicht adipös; 164 cm Körpergrösse bei 80 kg Körpergewicht; angenehme und sympathische Erscheinung; gepflegtes Äußeres; wirkt zurückhaltend und ruhig.
Beschreibt sich selbst als geselligen, kontaktfreudigen und reisefreudigen Menschen.

Beschwerdebild und Grund der Behandlung:

Patientin sucht eine Alternative zu der schulmedizinischen Behandlung; sie will keine Medikamente einnehmen und kommt auf Empfehlung in meine Praxis. Sie leidet nach eigenen Angaben unter:
Gefühls- und Gemütsschwankungen, Antriebslosigkeit, Misstrauen gegen andere Personen, Schmerzen im Halswirbel- und LWS-Bereich - meist mit stechendem Charakter. Seit wann die Symptome erstmalig aufgetreten sind, kann die Patientin nicht mit Sicherheit sagen.

Anamneseverlauf:

Zur Krankengeschichte

In der familiären Krankengeschichte (Blutsverwandte) finden sich folgende Diagnosen:
Tuberkulose, Herz- und Gefäßkrankheiten, Diabetes und Bronchitis. Die Patientin selbst hat wissentlich nachfolgende Infektionskrankheiten durchgemacht: Masern, Mumps, Röteln, Windpocken. In der Kindheit erhielt sie Impfungen gegen: Pocken, Tetanus und Kinderlähmung - evtl. aufgetretene Impfreaktionen oder Überreaktionen hiernach sind ihr nicht bekannt.
Als Kind litt sie jedoch nach Ihren Angaben häufig für die Gesamtdauer von ca. 3-4 Jahren unter Stirnhöhlenvereiterungen, die sie selbst als chronisch bezeichnet. Weiter gibt sie an, im Alter von 12 Jahren eine Blinddarm-Op. gehabt zu haben.
Hautausschläge oder Krankheiten die mit Ausschlägen verbunden waren, sowie Allergien habe es laut ihrer Aussage in ihrer Krankengeschichte bisher nicht gegeben. Im allgemeinen leide sie lediglich unter häufigen Erkältungskrankheiten, die sie selbst als "normal" einstuft.

Sonstiges:

Derzeit keine medikamentöse Behandlung; keine Verhütungsmittel.
Zu ihrer eigenen Personenbeschreibung gibt sie im Anamnesegespräch an:
Morgens fühle sie sich im Allgemeinen am schlechtesten, bezeichnet sich selbst als depressiv. Jahreszeitlich gehe es ihr in den Wintermonaten am schlechtesten. Sie habe einen unruhigen Schlaf, müsse hochliegend auf dem Rücken schlafen, habe häufig kalte Füsse, sei abends immer fröstelnd und müsse deshalb zugedeckt schlafen. Häufig habe sie Alpträume ohne für sie ersichtliche Zusammenhänge.
Aus ihrer Kindheit gibt sie an, daß sie besonders Ausflüge mit den Eltern an den Wochenenden geliebt habe, da diese dann für die Kinder mehr Zeit hatten und alles geselliger gestaltet wurde. Ihre schlimmste Erfahrung aus dieser Zeit sei der Umzug der Familie vom ländlichen Bereich in eine Großstadt gewesen aufgrund eines Arbeitsplatzwechsels des Vaters. Sie habe sich dach immer eingeengt und eingesperrt gefühlt.
Mit beiden Elternteilen habe sie sich gleichermaßen gut verstanden, ebenso mit ihren Geschwistern. Beide Eltern beschreibt sie als "unzufrieden" mit ihrer Lebenssituation, jedoch gleichermaßen liebevoll im gegenseitigen Umgang als auch mit den Kindern.
Wärme und Kälte vertrage sie gut, jedoch brauche sie immer frische Luft und öffne deshalb so oft wie möglich zuhause und am Arbeitsplatz das Fenster. Bei Aufregung schwitze leicht an den Händen, sei empfindlich gegen Zugluft. Appetit sei gut, häufig habe sie Schwindelanfälle - wohl durch "falsche Körperhaltung" verursacht. Anhand ihrer Rücken- und Halswirbelprobleme stand sie in Behandlung, jedoch ohne Befund. Sie vertrage keine fetten Nahrungsmittel, habe aber Verlangen nach Kartoffeln, Gemüse, Alkohol, Käse, Kaffee, Fisch, pikanten und sauren Nahrungsmitteln. Sie liebe kaltes Wasser und trinke deshalb täglich zwischen 3-4 Litern, weil sie das FRISCHE daran mag. Sie fühle sich dabei sehr gut.
Die Regelblutung sei alle 4 Wochen für 4-5 Tage, stark, dunkel, schmerzhaft am 1. Tag. Kein Ausfluß. Zu diesen Zeiten immer depressiv mit Gefühlsschwankungen (PMS !!!). Stuhlgang täglich, morgens, hell geformt, schmerzlos; Harnentleerung normal, hell und viel.

Zu ihrer psychischen Verfassung ergibt sich folgendes:
Sie fühle sich innerlich leer, habe Kummer, lebe alleine aus Angst vor einer Beziehung. Sie fühle sich selbst als "Widerspruch in sich", habe Gewichtsprobleme und beschreibt sich selbst als "Kummeresser". Sie habe Schuldgefühle, fühle sich "klein" und verunsichert. Sie trauere einer alten Beziehung nach, an der sie heute noch hänge. Dies habe aber nie funktioniert, da sie zu sehr geklammert habe und der damalige Partner sich eingeengt fühlte. Es bestehe nach wie vor Kontakt und Freundschaft zu diesem Mann, mehr jedoch nicht - obwohl sie sich dies wünschen würde. Ihr größter Wunsch sei eine eigene Familie, Schutz und ein liebevoller Mann. Sie gehe gerne mit Kollegen und Freundinnen aus, fühle sich dann aber meist als "fünftes Rad am Wagen". Sie "stehe häufig neben sich", habe dann Schwindelanfälle und Depressionen.
Im Gespräch nach mehrmaligem Hinterfragen einer vermeintlichen "Ursache" für Ihre Symptome erzählt sie nach einigem Zögern von einem Ereignis von vor ca. 2 Jahren. Hierbei sei sie auf dem Weg zur Arbeit von einem Mann von hinten mit einem Messer angegriffen worden. Er habe sie in eine Seitengasse gedrängt und bedroht. Sie beschreibt ihre Gefühle hierzu wie folgt:
sie habe unter Schock gestanden, fühlte sich nackt, schutzlos, einsam und bloßgestellt. Trotzdem habe sie in ihrer Angst unentwegt auf den Täter eingeredet und dieser ließ dann überraschend von ihr ab.
Ihr größtes Problem sei gewesen, daß sie danach mit niemandem darüber reden konnte und auch eine angefangene Psychotherapie ihr keine Hilfe brachte und sie diese abbrechen musste. Sie habe sehr unter Schuldgefühlen gelitten und machte sich für das Ereignis selbst verantwortlich. Seither habe sie auch Angst in der Dunkelheit. Sie glaube, daß viele ihrer Symptome seither angefangen hätten, sei sich aber nicht sicher. Während dieser Schilderungen ist sie sehr erregt, weint und zittert.

Behandlung:

Die Dauer der Anamnese belief sich auf 2,5 Stunden. Verordnet wird das homöopathische Mittel:

Pulsatilla XM als einmalige Gabe (2 Globuli)

Ausschlaggebend für die von mir getroffene Mittelwahl sind hier einmal die konstitutionelle Erscheinung der Patientin, die entsprechenden Symptome und Eigenarten der Patientin, desweiteren die angegriffene Persönlichkeit aufgrund der Ursache für die Symptome (ihre Weiblichkeit wurde verletzt und mißbraucht, deshalb auch Angst vor neuen Bindungen). Ihre Individualität wurde zerstört, deshalb auch Verlust des Selbstbewußtseins und ihrer Stabilität (Rückenprobleme). Sie durchlebt dieses Trauma nach wie vor im Alltag und verdrängt die Realität: Schwindelanfälle (Verdrängen), Gefühlsschwankungen (verdrängte Wut aufgrund des Angriffs, da sie eher ein sensibler Mensch ist und Wutanfälle nicht auslebt), stechende Rückensymptome und Schmerzen (Angriff von hinten mit Messer !). All diese Symptome finden wir in dem Arzneimittelbild und der Materia Medica zu PULSATILLA Pratensis.
Die Potenz XM verordnete ich aufgrund der tiefgreifenden psychosomatischen Störung und des Naturells der Patientin. Weiterhin ist PULSATILLA eines der großen konstitutionellen Frauenmittel und wie gemacht für die Patientin. Die Mittelwirkung entfaltet sich in dieser Potenzierung nach ca. 2-3 Wochen. ich rate der Patientin zu einem Zwischenbericht nach ca. 4-5 Wochen.

Zwischenbericht der Patientin nach 4 Wochen

Die Patientin meldet sich nach 4 Wochen telefonisch und gibt an, daß sich bereits nach 2 Wochen ihr Allgemeinbefinden und ihre Stimmungslage gebessert habe. Sie sei ausgeglichener und fühle sich relaxter. Deweiteren hätten sich die Rückenschmerzen eindeutig gebessert und ihre Angstzustände hätten abgenommen. Sie habe auch weniger Depressionen und sei unternehmungslustiger geworden. Auch im Umgang mit Freunden fühle sie sich nicht mehr "überflüssig".
Ich empfehle, die Mittelwirkung weitere 4-6 Wochen entfalten ausreagieren zu lassen und sich dann wieder zu melden

Patientin erscheint nach weiteren 8 Wochen zur Folgebehandlung
Allgemeinzustand sehr gut. Sie fühle sich wie "ein Fisch im Wasser". Sie habe keinen Schmerzen mehr, unternehme viel und mache sich mehr Gedanken um ihre Zukunft. Sie spüre jetzt, daß sie die Dinge selbst in die Hand nehmen muß und sei auch selbstsicherer geworden. Derzeit könne sie sich auch vorstellen, offener für eine neue Beziehung zu sein.
Sie habe inzwischen gelernt, direkt zu sagen, was sie wolle und sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Hierbei gehe es ihr im Alltag und auch unter Freunden viel besser. Ihre Selbstzweifel und Schuldgefühle seien jedoch zeitweise noch immer da, desweiteren träume sie derzeit sehr aktiv, auch häufig von den Ereignissen aus der Vergangenheit, sowohl Kindheit/ Jugend, der letzten Beziehung und dem Überfall. Dies beschäftige sie derzeit sehr und sie möchte das gerne in den Griff bekommen.

Nach einer 45 Minüten Anamese des derzeitigen Zustandes verordne ich zur weiteren Behandlung

Natrium chloratum LM 6 3x tgl. 3 Tropfen
für die Dauer von 14 Tagen


Da derzeit Kummer das Hauptsymptom darstellt, erscheint hier für die Bewältigung das ausgewählte Mittel Natrium chloratum in einer niedrigen LM-Potenz als "Akutmittel" für langwierig zurückliegende Ereignisse bzw. Kummer zur Aufarbeitung perfekt. Es soll der Patientin helfen, besser aufarbeiten zu können und ihrer Psyche mehr Stabilität zu verleihen.
Ich rate ihr, sich nach 6 Wochen zu melden, sofern sich nichts außergewöhnliches ergibt.

Patientin meldet sich nach 2 Monaten:

Sie gibt an, daß es ihr sehr gut gehe. Sie habe inzwischen eine neue Bekannschaft mit einem Mann und fühle sich sehr wohl. Sie habe keine Ängste mehr und auch die Träume hätten vor einiger Zeit aufgehört. Sie sei wieder offen für andere Dinge im Leben und freue sich auf die Treffen mit dem neuen Partner. Sie gehe derzeit in dieser Beziehung voll und ganz auf, obwohl alles noch so neu sei. Sie schreibt ihren derzeitigen Zustand den verordneten homöopathischen Mitteln zu und sei froh, daß sie die Behandlung begonnen hätte.
Für den weiteren Verlauf empfehle ich ihr, sich ggf. erst wieder zu melden, sofern sie sich danach fühlt. Ich möchte derzeit nicht in die Mittelwirkungen eingreifen, solange sich dien Patientin so wohl fühlt.

Prognose

Die Patientin hat sich nach weiteren drei Monaten telefonisch gemeldet und über ihren guten Allgemeinzustand berichtet.
Seither sin weitere vier Monate vergangen und es bedurfte keiner weiteren Behandlung mit homöopathischen Mitteln.
Bei dem bisher positiven Verlauf der Behandlung ist davon auszugehen, daß anhand des gut gewählten Konstitutionsmittels PULSATILLA in diesem Fall der größte Teil der Beschwerden abgedeckt wurde. Hierdurch wurde die "Heilung" in Gang gesetzt. Die Vollendung brachte das "Akutmittel" Natrium chloratum. Möglich war dies Hauptsächlich aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der Patientin und den entsprechenden Verlaufsberichten ihrerseits. Anhand der guten Mittelwirkung und der derzeit positiven psychischen Verfassung der Patientin ist bis auf weiteres nicht mit einer Nachbehandlung zu rechnen.

Dauer der Behandlung insgesamt:
3 Monate mit 2 Behandlungsterminen; zuzüglich Zwischenberichte der Patientin ohne Behandlung bzw. Mittelverordnung

Naturheilpraxis
Rita Gruber
Heilpraktikerin
Am jüdischen Friedhof 4
63755 Alzenau
Tel.: 06023 / 504 780
email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Zurück zur Übersicht "Fallstudien"

  • Geändert am .